06. April 2020
Anlässlich des Welt-Parkinson-Tages 2020 hat am 2. April eine große Leser-Telefonaktion stattgefunden. Leser verschiedener Tageszeitungen konnten mit ausgewiesenen Experten ihre Fragen rund um das Thema Parkinson besprechen.
Prof. Dr. Candan Depboylu, Chefarzt der Neurologischen Klinik Sorpesee, war einer von sechs Spezialisten, die den Anrufern Rede und Antworte standen. Insgesamt suchten über 5.000 Anrufer nach Rat und die Experten führten knapp 300 persönliche Gespräche. Die drei häufigsten Fragen an Prof. Depboylu drehten sich um den Einsatz von Medikamenten:
Prof. Dr. med. Candan Depboylu: „Es scheint zwar, als ob die Wirkung der Medikamente nachlässt – in Wirklichkeit ist es aber die Krankheit, die fortschreitet. Der Dopaminmangel macht sich mehr und mehr bemerkbar. Wenn Symptome trotz fortlaufender Therapie stärker werden, sollte gemeinsam mit dem behandelnden Arzt eine Anpassung der Medikation erwogen werden. Keinesfalls sollte man Dosis oder Einnahmefrequenz ohne Rücksprache mit dem Arzt ändern, da es sonst zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann.“
Prof. Depboylu: „Zu Beginn der Erkrankung lassen sich die Symptome oft mit einem einzelnen Medikament gut kontrollieren. Diese Monotherapie sollte so lange wie möglich fortgeführt werden. Reicht sie nicht mehr aus, ist eine Kombination mehrerer Medikamente möglich, die auf die individuelle Symptomatik abgestimmt ist. Welche Art der Kombinationstherapie sinnvoll ist und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Neurologen besprechen. Das gilt übrigens auch für den Einsatz von LDopa, dem wirksamsten Medikament bei Parkinson. Der ideale Zeitpunkt für den Beginn einer L-Dopa-Therapie ist von Patient zu Patient verschieden.“
Prof. Depboylu: „Das Zeitfenster, in dem Medikamente wie L-Dopa gut wirken, wird mit Fortschreiten der Erkrankung kleiner, Wirkstoffschwankungen und weitere Komplikationen können zunehmen, so dass Alternativen zur Einnahme von Tabletten erwogen werden müssen. Ziel ist dabei ein möglichst konstanter Wirkstoffspiegel im Blut. Dazu eignen sich Tabletten mit verzögerter Wirkstoffabgabe oder Pflaster, die den Wirkstoff über die Haut abgeben. Je nach Symptomatik kommen auch zwei Verfahren in Betracht, bei denen der Wirkstoff über eine Medikamentenpumpe verabreicht wird. Für einige Patienten kann alternativ die Tiefe Hirnstimulation in Frage kommen, bei der elektrische Impulse im Gehirn auf die Parkinson-Symptome einwirken.“